Wir ordnen ein: Entwicklungen in der US-Handelspolitik und ihre Auswirkungen auf die Kapitalmärkte

23. April 2025
3 Minuten

In den vergangenen zwei Wochen haben sich die handelspolitischen Maßnahmen der US-Regierung dynamisch entwickelt – mit weitreichenden Folgen für die Märkte. Nachfolgend ordnen wir die wichtigsten Punkte und deren Bedeutung für Sie ein:

Zollpolitik – Zölle als Druckmittel, nicht als Endziel

  • Die letzten zwei Wochen haben gezeigt, dass die von Präsident Trump am 2. April kommunizierten reziproken Zölle, Verhandlungsbasis und nicht Endergebnis sind

  • Am 9. April hat Präsident Trump die reziproken Zölle für die Handelspartner ausgesetzt, um eine „Verhandlungspause“ zu schaffen. Ein Basistarif von 10% für alle Handelspartner bleibt bestehen. Zusätzlich wurden am 11. April bestimmte Elektronikprodukte wie z.B. Smartphones und Laptops vorübergehend von den reziproken Zöllen ausgenommen

  • Anders entwickelte es sich für China. Hier wurden die Zölle auf 145% angehoben. Es zeigt sich, dass China in diesem Handelsstreit eine besondere Rolle spielt. Strategische Überlegungen, die Exportstärke Chinas zurückzudrängen, um die westlichen und US-Industrien vermeintlich zu schützen, stehen mit im Fokus

Marktreaktionen – Zwischen Erleichterung und neuer Unsicherheit

  • Der Markt hat auf die Zollpause positiv reagiert

  • U.a. Sorgen um die harsch geäußerte Kritik Trumps an der Zinspolitik von FED-Chair Jerome Powell und die Drohung, seine Entlassung bewirken zu können, sollte er die Zinsen nicht senken, haben die Aktienmärkte jedoch wieder korrigieren lassen und auch den US-Dollar (USD) geschwächt

  • Grundsätzlich hat die Zollpolitik der US-Regierung und ihre sehr erratische Handhabung der Situation zur Verunsicherung der Anleger und höheren Risikoaufschlägen auf sämtliche US-Assets geführt. Aktien, Anleihen und der USD haben abgewertet. Damit sind auch Zusammenhänge wie ,,höhere Zinsen bedeuten einen stärkeren USD‘‘ für den Moment aufgehoben worden – seit Anfang April sind die US-Zinsen gestiegen und der USD gefallen.

  • Im Gegenzug hat Gold als ,,sicherer Hafen‘‘ gewonnen

Zentralbankunabhängigkeit – Ein sensibles Gleichgewicht

Wir gehen nicht davon aus, dass Präsident Trump Jerome Powell entlassen kann und wird. Das Grundprinzip der Unabhängigkeit der US-Zentralbank wäre damit verletzt. Aber vor allem wird Präsident Trump sein Ziel der niedrigerer Zinsen, um die Schulden besser finanzieren zu können, damit nicht erreichen können. Die Verunsicherung des Marktes bei einem derartigen Eingriff ins System würde mit hoher Wahrscheinlichkeit zu deutlich höheren Zinsen und Risikoaufschlägen am langen Ende führen, nicht zu niedrigeren Zinsen.

Ausblick – Fokus auf internationale Verhandlungen

  • Unser Fokus liegt in den nächsten Tagen vor allem auf neuen Erkenntnissen aus den auch diese Woche anstehenden Zollverhandlungen, u.a. mit Japan und Indien

  • Solange der Markt den Eindruck gewinnen kann, dass die Gespräche zu erträglichen und zeitnahen Ergebnissen führen, wird er dazu bereit sein, durch die anstehenden schlechteren Wirtschaftsdaten durchzuschauen. Bislang waren diese, wie z.B. die Retail-Umsätze oder auch die Exportdaten in Richtung USA sehr stabil, geprägt durch Vorzieheffekte von Konsumentenkäufen und Lageraufbau der Unternehmen, die anstehenden Zöllen vorgegriffen haben

  • Wenn sich allerdings zeigt, dass wir bei den Zollverhandlungen nicht von angestrebten ,,eindimensionalen‘‘ Lösungen zwischen zwei Ländern wie den USA und z.B. Japan reden, sondern v.a. die Frage nach der Einschränkung der Handelsaktivität z.B. Japans mit China zusätzlich gelöst werden soll, dann könnte das die Verhandlungsprozesse zu sehr in die Länge ziehen und die Rezessionswahrscheinlichkeit erhöhen

Unsere Positionierung – Absicherung weiter verstärkt, Aktienquote beibehalten

  • Wir haben in den letzten Wochen unsere Absicherung noch einmal sicherer aufgestellt und die kurzlaufenden USD-Staatsanleihen in EUR-Kurzläufer gedreht, um Währungsschwankungen zu entgehen. Zusätzlich haben wir bereits vor der Korrektur unsere Position in Hochzinsanleihen deutlich reduziert

  • In unserer ausgeglichenen Balanced-Strategie sind wir mit der Aktienquote bereits leicht untergewichtet und würden dann vorsichtiger werden, wenn sich die Zollverhandlungen als zu langwierig und nicht zielführend erweisen

Sollten Sie Fragen zum aktuellen Geschehen und unsere Positionierung haben, steht Ihnen Ihr persönlicher Relationship Manager gerne zur Seite.

 

Über die Autoren

Britta Weidenbach
Managing Partner
19 posts
Britta Weidenbach brennt für Asset Management. Als Managing Partnerin ist sie seit Anfang 2023 für die WERTENTWICKLUNG der betreuten Vermögen bei AURETAS verantwortlich. Über 20 Jahre in führenden Rollen im Fondsmanagement der DWS hat sie im Gepäck, zuletzt als Leiterin für Europäische Aktien und Co-Leiterin des Aktiengeschäfts in EMEA. Das war nur konsequent. Denn von 1999 bis 2020 machte sie dort erfolgreich Karriere. Nach dem VWL-Studium mit Schwerpunkt Finanzmarkttheorie ging es direkt in die Praxis. Mit den Erfolgen wuchsen Aufgaben und Verantwortung – für Assets und für Menschen. Darunter zwei DWS-Flaggschiff-Fonds, 10 Milliarden Euro AuM und Fonds-Manager in Frankfurt, London und New York. Hinzu kamen Management-Aufgaben als Mitglied im DWS CIO Executive Committee.
Nach erfolgreichen 21 Jahren bei der DWS war es Zeit für den nächsten Schritt. Und so denkt Britta Weidenbach nun bei AURETAS Vermögen anders und bringt ihre tiefe Asset-Management-Erfahrung in unternehmerische VERANTWORTUNG ein. Die Kombination aus quantitativ unterstützter Anlageexpertise und langjähriger Erfahrung in der Managerselektion auch in weniger liquiden Märkten im AURETAS Anlagekompass, das Team und die Entwicklung innovativer digitaler Lösungen im Private Wealth Management schätzt sie sehr an AURETAS. Sie hält viele Bälle gleichzeitig in der Luft – auch privat, als verheiratete Mutter zweier Söhne. Ehrenamtlich unterstützt sie Jugendliche. Und wann immer es die Zeit erlaubt, verbringt sie diese mit Familie und Freunden oder schlüpft in ihre Laufschuhe.

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